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Lancia lud zum 59. Taormina Film Fest nach Sizilien ein

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Wie man ja bereits letzte Woche lesen konnte, durfte ich an Stefans Stelle auf Einladung des italienischen Autoherstellers Lancia auf das 59. Taormina Film Festival nach Sizilien fliegen. Lancia tritt dort als offizieller Sponsor und Fahrzeug-Partner auf und fährt die Stars und VIPs durch die malerischen Straßen des verschlafenen Küstenstädtchens. Dabei ist Lancia nicht nur irgendein Sponsor, sondern engagiert sich schon seit Jahrzehnten intensiv für das Medium Film. Durch Product Placement fanden Lancias Wagen den Weg in Woody Allens To Rome With Love, in Ron Howards Dan Brown-Verfilmung Angels & Demons oder in Deep Red.

Los ging es für mich aus Luxemburg und nach einer Zwischenlandung in Rom fand ich mich in Sizilien zunächst einmal ohne Koffer wieder. Ein Zustand, der für die nächsten zwei Tage anhalten sollte und relativ uncool ist, wenn man später gegen Abend in polierten Limousinen von Lancia zum piekfeinen Lancia Café gefahren wird, mit Blick über die funkelnde Bucht Taorminas, und dort zwischen geladenen Gästen in kurzer Hose rumläuft. Hey, es war heiß. Aber dafür kann ja niemand außer dem Flughafen in Rom was, mit dem ich später noch kuschelig werden sollte.

Nach einem Dinner in dem hübschesten Hotel, dem Atlantis Bay, in dem ich je schlafen durfte, ging es weiter über das Lancia Café in die Festhalle des Taormina Film Festivals, dem 2300 Jahre alten Greek Theatre, das bei Nacht einfach noch schöner aussah als auf den Photos, die Stefan sich im Netz ansah und dort schon neidisch wurde. Neidisch war er aber sicherlich nicht unbedingt auf das Programm, das ausschließlich auf italienisch abgehalten wurde. Komiker, Kritiker und Filmschaffende lieferten sich Wortgefechte, von denen niemand in meinen Kreisen etwas verstand, aber hey, die Kulisse war immerhin beeindruckend genug bis Jeremy Irons dann meine ganze Aufmerksamkeit erhielt.

Der war zugegen und wurde geehrt für sein schauspielerisches Engagement und seinen neuen Dokumentarfilm Trashed, in dem er über den Globus reist und unseren Umgang mit Müll offenbart. Der Trailer zeigt schon klar in welche Schiene das geht und dass ein Umdenken dringend notwendig ist. Irons bedankte sich, hielt sich aber leider kurz, weil er an dem Abend lernte, dass es "nichts Gefährliches gibt als einen Mann mit einem Mikrofon auf einer Bühne". Mein kleines Highlight des Abends.

Danach kam Conor Allyn auf die Bühne, der Regisseur des Films Java Heat, den wir im Anschluss schauen würden. Allyn sprach von seiner Kindheit, die er in Indonesien verbrachte und wie sehr er sich dem Land verbunden fühlt. Als Regisseur wollte er eine Hommage an die Buddy-Cop Film der 80er und 90er drehen und diese Dynamik zufällig befeuern, indem er einen Amerikaner und einen Indonesier zusammen bringt, die einen Bösewicht erledigen müssen. Das Casting für den Amerikaner fiel auf Kellen Lutz, bekannt aus Twilight als der Typ mit den dicken Muskeln im Hintergrund, der nie etwas sagt und böse guckt und ab und an mal durch die Luft springt in Actionszenen.

Es gab einen guten Grund, dass er selbst in den oft an Stummfilme erinnernden Twilight-Adaptionen kein Wort verlor: Der Typ kann nicht schauspielern. Null. Er bellt seine Dialoge geradezu heraus. Dazu spielt Mickey Rourke einen Bösewicht und ich bin mir sicher, dass Rourke das Drehbuch gelesen hat, noch weiß in welchem Film er mitspielt. Für ihn war das wohl ein schöner Urlaub in Südostasien, wo er in den Abendstunden mürrisch es in die Kamera murmeln musste und sich danach mit den Strandschönheiten vergnügen durfte.

Die Motivationen der Charaktere sind so komplett abwesend, dass selbst die amateurhaften Schießereien, Verfolgungsjagden und Explosionen, die alle zwei Minuten auftauchen, wenn Allyn merkte, dass seine Dialoge nicht funktionieren, nichts ändern. Die beiden Hauptdarsteller sind so extrem schlecht, dass die asiatischen Schauspieler komplett auftrumpfen können. Insbesondere der arme Ario Bayu spielt Kellan Lutz so sehr an die Wand, dass dessen Muckis Löcher in der Wand hätten hinterlassen müssen. Ich habe selten so einen unnötig langen, komplizierten und schlechten Film gesehen, was zusätzlich schade ist, denn ich sah ihn in dem schönsten Kino, das ich je betreten durfte.

Danach ging es wieder ins Hotel und am nächsten Morgen mit einem persönlichen Lancia Shuttle zum Flughafen zurück. In Rom hatte man immer noch nicht meinen Koffer gefunden, dafür aber kaputte Teile am Flugzeug, die repariert werden müssen und deshalb fiel mein Flug aus. Man sollte ja meinen, dass an einem internationalen Flughafen jemand Englisch spricht, zumindest die Supervisor, aber dem ist nicht so. Nach Stunden des Wartens wusste man dann endlich, dass ein Flugzeug aus Luxemburg eingeflogen ist. Immerhin nicht noch ein Tag in den gleichen Kleidern. Zwischenzeitlich wurde auch mein Koffer wieder gefunden und befand sich auf dem Rückweg – und war vor mir zu Hause. Immerhin ein Happy End.

Gastbeitrag von Sascha von PewPewPew

Foto: F H Mira (CC BY-SA 2.0)

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